„Das eiserne Herz des Charlie Berg“ erscheint am 16.03.2020.
Ich habe einige Horrorgeschichten von Kolleg*innen gehört, von schlimmen Covern, die der Verlag durchsetzt, sogar der Buchtitel wird oft in der Marketingabteilung entschieden. Bisher hatte ich also Glück, da auf meinen Wunsch hin ein Bild der Künstlerin Moki verwendet wurde und auch mein Titel vom Verlag genommen wurde. Außerdem, was mir extrem wichtig war, ist der Titel auf dem Cover Buchstabe für Buchstabe handgemalt, und nicht aus einem „Hand-Font“ gesetzt, was mir (als Grafiker) regelmäßig Augenschmerzen bereitet, wenn ich das sehe. Besonders ekelig ist das bei doppelten Buchstaben, die dann mit ihrer exakt gleichen Unregelmäßigkeit die Täuschung entlarven.
So sieht es aus:
Was ich gelernt habe: Die Erscheinungstermine von Büchern sind offenbar etwas weicher als in der Musikbranche, wo durch Vorbestellungen und mediale Fokussierung auf den einen Erscheinungstag möglichst viele Verkäufe innerhalb der ersten Woche stattfinden sollen, damit das Album idealerweise in die Charts kommt. In der Buchbranche geht es (mal von der Harry-Potter-Liga abgesehen) zumindest in diesem Punkt gemütlicher zu, in manchen Läden wird das Buch bereits am 09.03. zu haben sein, in anderen erst nach der Leipziger Buchmesse.
Aber warum wird das Buch jetzt schon gedruckt, wenn es erst in vier Monaten erscheint? Ist das nicht übertrieben gemütlich?
Das Leseexemplar
Letztes Jahr, als ich die Literaturbranche noch nicht von innen kannte, fand ich das Wort noch genauso ulkig wie Haarfrisur und Jeanshose: Leseexemplar. Was soll man mit dem Exemplar eines Buches denn sonst machen außer es zu lesen? Wenn man nicht gerade ein Hotel in Berlin betreibt, in dem Bücher als Wandschmuck und Raumteiler dienen, werden Bücher doch in der Regel genau dafür gemacht: Um gelesen zu werden.
Bei den Leseexemplaren handelt es sich um vorab gedruckte Bücher, die bereits demnächst an Pressemenschen und Buchhändler verschickt werden. Die das dann im besten Fall nicht als Raumteiler verwenden. Und dass das so früh passiert, ist bei einem 700-Seiten-Buch natürlich nötig, das liest man nicht mal eben am Wochenende.
Die erste „richtige“ Auflage wird erst so kurz wie möglich vor dem Erscheinungsdatum gedruckt, weil noch nicht feststeht, wie hoch diese Auflage sein wird. Die Leseexemplare sehen genau so aus wie das Buch später, nur auf dem Schutzumschlag und der ersten Seite stehen noch andere Informationen als bei der Version für Endkunden: Marketingmaßnahmen und Hinweise auf die Sperrfrist, also das Datum, vor dem nicht über das Buch berichtet werden soll. Eventuell wird das „echte“ Exemplar sich noch in einem anderen, kleinen Detail vom Leseexemplar unterscheiden.
Viele kleine Schritte
Also ist demnächst einer der letzten Schritte auf dem Weg zum Buch geschafft, und das ist toll, aber auch seltsam – ich werde mein Buch in den Händen halten, aber es wird nicht das „richtige“ Buch sein. Und natürlich ist es trotzdem wieder ein Grund zum Feiern. Man kommt, also ich als Debütant komme aus dem Feiern gar nicht wieder heraus, es gibt so viele kleine aufregende Schritte auf dem Weg zum Erstling:
Agentur gefunden 🍾
Verlag gefunden 🍾
Erste Fassung abgegeben 🍾
Cover und Titel festgelegt 🍾
Lektorat abgeschlossen 🍾
Korrektorat abgeschlossen 🍾
PDF mit den Korrekturen freigeben, Leseexemplar geht in den Druck 🍾
Anfang Dezember:
Leseexemplar in den Händen halten
Leseexemplar durchlesen und hoffentlich die letzten Fehler finden, dann die letzten Korrekturen umsetzen lassen
Nächstes Jahr:
„richtiges“ Buch geht in den Druck
„richtiges“ Buch in den Händen halten
09. – 16.03. Buch erscheint
Premierenfeier
Und jetzt heißt es:
Warten.
Gut, es gibt noch einiges vorzubereiten, wir arbeiten an einer „Leseshow“ mit Livemusik (fight the Wasserglas), die Platte zum Buch muss noch fertiggestellt werden, und an der Hörbuchfassung bin ich ebenfalls beteiligt, auch wenn ich sie nicht selber einlesen werde, sondern der großartige Shenja Lacher. Dennoch ist es ziemlich bekloppt, jetzt noch so lange warten zu müssen.