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Wir machen einen Podcast: Die Alphabeten – Übers Schreiben

Mein Freund Gerrit und ich haben uns im August 2016 getroffen und Bier getrunken. Es ging um Kalauer und Bilderwitze, und um die Frage, ob wir uns dafür nicht endlich mal zusammentun wollen. Zweieinhalb Jahre später: Wir haben als „Die Alphabeten“ gemeinsam über 60 Bilderwitze produziert und einen Podcast gestartet. Übers Schreiben.

Als ich Gerrit kennenlernte, fiel mir gleich auf, dass er in Gesprächen bei jeder Gelegenheit Gesagtes zu Wortspielen verdrehen und zu Gags umformen musste. Mit an Zwanghaftigkeit grenzender Frequenz. Wir saßen mit Manuel Möglich in der Kantine von Spiegel TV, ich war als Vorspann-Grafiker ins Boot geholt worden. Es ging um die Reihe „Deutschland von außen“ für zdf_neo.

Sicher nicht eine meiner spektakulärsten Arbeiten, aber sie markiert für mich den Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit und Freundschaft. Die Serie „Deutschland von außen“ wurde nicht fortgesetzt, zdf_neo hat in der Zwischenzeit eine neue CI bekommen, aber Gerrit und ich, wir sind über dieses Projekt zu den Alphabeten geworden, uns gibt es noch immer und hoffentlich noch eine ganze Weile.

Gerrit hatte damals bereits ein paar auf Wortspielen basierende Bilderwitze konzipiert, im fehlte aber das nötige Know How, um diese ansprechend zu Papier zu bringen. (Ich fand seinen Skribble-Stil eigentlich perfekt, aber er wollte es gerne etwas ausgefeilter.) Also sagte ich: Ich kann zwar nicht zeichnen, aber ich wollte mir schon lange ein iPad Pro zulegen, damit geht das ja quasi von alleine. Gesagt, getan, wie man so schön sagt. Der ursprüngliche Plan war es, ein Jahr lang jede Woche einen Bilderwitz zu veröffentlichen, um dann, mit mindestens 52 Witzen, ein kleines Büchlein machen zu können. Das mit den Witzen haben wir tatsächlich durchgehalten, ein Büchlein gibt es allerdings (noch) nicht.

Ein typischer Alphabeten-Kalauer: Manchmal muss man unsere Witze laut lesen, um sie zu verstehen

Nachdem wir an jenem bierseligen, lauen Sommerabend die Weltherrschaft im Kalauerbereich bereits an uns gerissen hatten, wollten wir mehr. Mehr Bier und mehr Herrschaft. Wir redeten weiter, übers Schreiben, ich erwähnte, dass ich nun endlich ernst machen wolle mit meinem Buch, Gerrit erzählte mir, wie es zu seinen beiden Romanen kam und schließlich beklagten wir die Lücke, die es unserer Meinung nach in der deutschen TV Unterhaltung im Literaturbereich gibt. Literatursendungen beschränken sich in der Regel auf Buchbesprechungen, selten geht es um die Menschen, die sich über Literatur hinaus mit Textarbeit beschäftigen: Gagschreiber*innen, Werbetexter*innen, Drehbuchautor*innen, Rapper*innen, Poetry Slammer*innen – was ist mit denen? Sie alle schreiben. Autorengespräche im TV sind viel zu selten und streifen oft nur, was jeden, der selber schreibt, doch so brennend interessiert: Das Handwerk des Schreibens, die Tools, die Höhen und Tiefen im kreativen Prozess – der Alltag einer Person, die sich täglich und professionell mit dem geschriebenen Wort auseinandersetzt.
Auch bei meiner Suche nach Podcasts zum Thema „Kreatives Schreiben“ wurde ich im deutschsprachigen Raum nicht wirklich fündig. Einige Schreibcoaches, die das Podcasten als Marketingtool ausprobiert und wieder fallen gelassen hatten gab es zwar, doch das war wenig unterhaltsam. Dann waren da noch die unermüdlichen Schreibdilettanten, deren Konsequenz ich bewundere, seit über 350 Folgen reden sie sich ein Mal pro Woche den Mund fusselig. Da es sich bei ihnen aber meist um Thriller- und Krimithemen, Selfpublishing und ihre eigenen Projekte dreht, stellte mich das auch nicht zufrieden.
Es gab da also diese Lücke, sowohl im TV- als auch im Podcastbereich. Das Podcasten erlebte damals gerade den Beginn seiner bis heute andauernden Renaissance. Wir planten selbstverständlich erst einmal die Alphabeten TV-Show. Schräg, lehrreich, mit spannenden Gästen und dabei vor allem unterhaltsam sollte sie sein. Gerrit als langjähriger TV Redakteur und ich, der ich als Motion Designer bereits mit diversen Formatentwicklungen zu tun hatte, waren aber realistisch genug, um zu wissen, dass wir zum warmwerden vielleicht erstmal kleinere Brötchen backen sollten. Und so wurde aus der großen Samstag Abend Show erstmal ein Podcast.

Familie, Job, ein Buch schreiben, Platten & Musikvideos rausbringen, Bilderwitze ausdenken und malen – und jetzt auch noch einen Podcast moderieren und produzieren? Wann machst du das nur alles? Die Frage habe ich bereits in einem früheren Blog Post ausführlich beantwortet. Es dauert eben alles ein bißchen länger. Ob das die klügste Vorgehensweise ist, ich weiß es nicht, aber irgendwie fällt mir bei dieser Art, mit vielen kreativen Projekten gleichzeitig zu jonglieren alle Jubeljahre was Fertiges vor die Füße, und ich wundere mich dann selber, wo es hergekommen ist.

Foto: Tara Wolff

Nach über zwei Jahren Planung, Aufnahme, Schnitt und nach einigen Kämpfen mit technischen Problemen (die wir auch ein ums andere Mal verloren haben) sind wir jetzt also am Start, unser Podcast ÜBERS SCHREIBEN ist da! Die ersten beiden Folgen mit Lucy Fricke sind online, wir haben einige weitere vorproduziert (Lyrikerin und Theaterautorin Dagrun Hintze sowie Werbetexter und Galerist Christian Pfaff vom Oberfett), wir werden die ein oder andere Session leider wiederholen müssen (aus Gründen) und ein paar echte Knüllerinnen in der Pipeline (Vea, Karla, Inger …)
Ich hoffe, uns ist es gelungen, eine kurzweilige Sendung zu kreieren, die Einblick gibt in den Alltag von Menschen, die sich täglich mit dem Handwerk des Schreibens auseinandersetzen und die dabei auch noch unterhaltsam ist. Und Kalauer gibt es auch, schließlich ist Gerrit mit dabei. Über Feedback freuen wir uns sehr, hört doch mal rein.


Ab sofort bei iTunes, Spotify, Soundcloud & Co.

Foto: Tara Wolff
Foto: Tara Wolff